Tag: 13. Juni 2018
die hübsche Insel Naissaar/Estland
Chris und ich leihen uns ein Mountainbike beim Hafenmeister. Oh nein, was für ein schmaler Sattel, das tut ja jetzt schon weh, denke ich. Die Wege sind sehr sandig und steinig. Mit der Sonnenbrille sieht man schlecht im Schatten, ob voraus Schlaglöcher sind oder nicht. Mit jedem Meter wird meine Laune immer schlechter und nach einer weiteren halben Stunde weigere ich mich weiterzufahren. Selbst der Skipper droht einmal vom Rad zu stürzen. Wir kehren um. Der Plan ist, ein kleines geländegängiges Auto zu leihen. Es soll 50 Euro/ h kosten. Am Hafen angekommen bezahlen wir die Räder und bleiben bei einem russischen Militär LKW, 3 Achser, stehen, der abfahrbereit ist. Im Internet hatte ich gelesen, das man mit denen auch zur Inselrundfahrt mitfahren kann. Ich frage einen Mann, der meint aber, dass das heute ein Familienausflug ist. Nach Rücksprache mit dem Familienoberhaupt bietet er uns an teilzunehmen. Jeder von uns zahlt 10 Euro und los geht’s. Dann erfahren wir, dass der Eigner des Ausflugdampfers“Monica“ heute mit Kind und Kegel unterwegs ist, um sich Sehenswürdigkeiten der Insel anzuschauen. Es sind alles Esten, total freundlich und viele sprechen Englisch. Wir sehen uns eine alte Kirche an, selbst die schwedische Königsfamilie war schon dort, fahren zu einem Grillplatz, dort liegen viele entschärfte aufgehäufte Seeminen. Der Grill besteht aus einem Mine-Chain- Cutter:
Wir fahren zurück und nehmen noch einen Spezialisten auf, der der Familie Bunkeranlagen zeigt und uns natürlich auch.
Dungeons and Dragons:
Danach ging es zu einer alten riesigen Lafette aus der Zarenzeit, die wohl Geschosse mit einem Durchmesser von 40 cm abfeuern konnte.
Zum Schluss zeigte man uns einen hohen oberirdischen Bunker, der noch begehbar war, aber- alles war rostig und marode. Abenteuer ich komme.
Wir hatten einen so schönen Tag mit dieser netten estnischen Familie, es war toll.
Am nächsten Tag haben wir eine Wanderung zur alten aufgegeben Minenfabrik gemacht . Der Weg an sich hat sich wegen der schönen Natur gelohnt, nicht aber die Fabrik. Das waren nur zerfallene Schuppen, keine Mine war zu sehen.
Von Hiiumaa/Estland nach Naissaar/Estland.
Als wir aus Heltermaa auslaufen wollten, kam uns im Tonnenstrich ein großer Frachter entgegen, so liefen wir wieder in den Hafen ein. Nachdem der Frachter festgemacht hatte liefen wir wieder aus und die Fähre kam uns nun entgegen. So liefen wir wieder in den Hafen ein. Oha. Wir sind ja nett.
Zuerst hatten wir mäßig Wind und konnten Segel setzen, später mussten wir wieder motoren. Unterwegs habe ich den riesigen Kopf eines Seelöwen gesehen, der uns neugierig nachsah.
Mit dem letzten Büchsenlicht und 83 sm später liefen wir in den gut gefüllten Hafen von Naissaar ein.
Entgegen meiner Befürchtungen summten nicht sehr viele Mosquitos um uns herum.
Wir gingen schlafen, nur so richtig dunkel wird es hier nicht.
Hafengebühren: 25 Euro
Dusche: 4 Euro
Sauna: 35 Euro/h
Fahrrad leihen: 6 Euro/ h
Es ist ein bisschen teuer hier, aber sehr schön.
Wer es noch nicht wusste: auf Naissar produzierten die Russen Land- und Seeminen. Auch im Krieg wurde Naissaar oft von Bomben getroffen bzw. wurden hier sehr, sehr viele Landminen gelegt und Seeminen versenkt. Laut Internetseite von Naissaar wird mindestens 1 x im Jahr eine Seemine an den Strand gespült. Wenn man diese sichtet, soll man nicht darauf reiten, nicht damit Fußball spielen, sondern die 112 wählen und Meldung machen. Wenn man auf dieser Insel zeltet, dann soll man niemals die Wege verlassen…
Die Insel Hiiumaa/Estland
Da wir die Nacht durchgesegelt sind haben wir im Hafen Heltermaa bis 1230 Uhr geschlafen. Nach einem guten Frühstück ging Chris zum Hafenmeister. Aber nein, bezahlt wird am Automaten. 25,- EUR/38 Fuß, incl. Dusche und Sauna.
Die sanitären Anlagen sind sauber, der Hafen ordentlich, schön, das Wetter gut, aber nicht heiß.
Am Nachmittag sitzen wir an der Bushaltestelle und ich studiere Infomaterial vom Hafenmeister. Ich lese, das man die Insel gut durch Local guides ansehen könne. Gesagt getan, ich rufe den ersten an, den zweiten, den dritten, keiner nimmt ab. Dann habe ich endlich Erfolg bei einem deutschsprachigen Guide. Aber irgendwie verstehen wir uns nicht so richtig, eine Frau mir gegenüber ist auch am Telefon und scheint ein wenig ratlos. Ich lege auf, da ich am Telefon nicht weiterkomme, die Dame gegenüber legt auch auf. Wir sehen uns an, lachen, denn wir haben eben im Lärm der Straße miteinander gesprochen. Sie kam aber gerade von der Arbeit und war zu erschöpft, um uns heute herumzuführen. Sie sagte aber noch, welcher Bus in die Stadt führe (1,40 EUR /Fahrt /Person) und gab uns noch ein paar Tipps. Es waren über 20 km bis zur City Kärdla. Das Wetter war sonnig, das Städtchen schön, kaum Mücken, die Menschen freundlich. Anschließend sind wir zum Supermarkt Selver gelatscht, haben in diesem gut sortierten Supermarkt schön eingekauft und ließen uns ein Taxi rufen, ein Bus fuhr nicht mehr. Tja, welchen Fehler haben wir da gemacht? Wir haben den Taxifahrer vorher nicht gefragt, wie teuer die Fahrt bis zum Hafen Heltermaa sein würde. Oha. Wir haben 25,-EUR gezahlt!!! Als wir ausstiegen, wurde ich erst richtig sauer über meine Blödheit. Was tun? Ich studierte auf dem Boot die Internetseiten von Hiiumaa und stieß auf die e-Mail Adresse des Touristikbüros. Dort habe ich Dampf abgelassen in Form einer saftigen Mail über diese Abzocke. Zu meinem Erstaunen bekam ich postwendend Antwort. Der arme Taxifahrer hat doch zur Zeit kaum Kunden, dann muss ich auch seine Anfahrt zahlen , jeden gefahrenen Km und auch seine Rückfahrt! Ich lach mich tot. Das passiert mir nicht nochmal.
Ansonsten wäre ich gerne noch einen Tag länger geblieben. Wir werden mit Sicherheit nochmal hinsegeln.
Diese Insel scheint vom Holzhandel zu leben, überall sieht man geschlagenes duftendes Holz.
Hier sprechen nicht so viele Leute Englisch.
von Riga nach Hiiumaa Estland
Tja, diese 136 sm werden mir lange in Erinnerung bleiben. Frühmorgens sind wir in Andrejosta/Riga ausgelaufen bei mäßig Wind. Nachmittags hatten wir raumen Wind und segelten Schmetterling, setzten den Bullen, baumten die Genua aus. Der Wind drehte immer weiter. Wir wussten, in der Nähe der Insel Ruhnu sollte es abends 6 Bft in Böen 8 geben. Diese Insel hatten wir weit hinter uns gelassen, alles war relativ ruhig. Es frischte trotzdem aber immer mehr auf. Es kam das 1. Reff ins Groß, 1. Reff Genua, dann wollte ich das 2. Reff ins Groß binden, aber es stürmte schon so sehr, das ich das alleine nicht konnte. Chris befahl dann , das Groß runterfallen zu lassen. Dann 2. Reff in die Genua und hinterher noch kleiner. Die Wellen wurden immer fieser, steiler und kürzer. Die mächtigen Wellen türmten sich immer höher auf. Die alte Lady Seven CS nahm geduldig jede gemeine Welle, neigte sich teils heftig zur Seite, schüttelte sich kurz, Geschirr klirrte, richtete sich auf und weiter ging es. Das war bislang mein heftigster Sturm.
Danach segelten wir noch in ein Gewitter rein mit so einer komischen Wolke, meiner Meinung nach eine fiese Böenwalze.
Am nächsten Morgen in der Früh wurden unsere seglerischen Bemühungen endlich belohnt mit einem wunderschönen Sonnenaufgang in Farben, die echt knallig waren.
von Ruhnu/Estland nach Riga/Lettland
Leider hatten wir bei der Überfahrt nach Riga kaum Wind und wir mussten viel motoren. Nach fast 64 sm liefen wir in den Hafen von Andrejosta ein. Die Fingerstege waren sehr wackelig und teils in einem sehr maroden Zustand. Die Duschen waren dem Hafenrestaurant angegliedert, sauber aber winzig. Abends dröhnte die Musik bis tief in die Nacht. Für unsere 38 Fuß Yacht zahlten wir 32,30 Eur Liegegebühr incl. Waschmaschine, Duschen und langsames WiFi. Die Hafenmeister wechselten täglich. Es gab auch keine Aushänge dort für die Segler. In Andrejosta existiert keine Tankstelle mehr. Wir hatten mit Kanistern an der Tanke getankt. War ein witziges Bild von uns.
Wirklich gut war die Nähe zur Altstadt sowie zum großen Supermarkt Rimi, der wirklich sehr gut sortiert war, toll. Wir versuchten in Riga in mehreren Apotheken Verbandsmaterial für den verletzten Finger von Chris zu bekommen. Die Ausbeute war gering und von schlechter Qualität.
Riga hat viele schöne alte Villen und ganz viele Botschaften. Es hatte länger nicht mehr geregnet, daher war es tatsächlich sehr staubig in der Stadt und ich als Asthmatikerin hatte echt damit zu kämpfen.
Im Hafen von Andrejosta haben wir Thomas und Undine von der SY Summertime wieder getroffen, die wir in Klaipeda kennengelernt hatten.
